Sichtweise einer 90 Jährigen auf ihre Heimatstadt Brandenburg an der Havel.
Am 11.03.2015, genau am 90 Geburtstag, besichtigt Gisela seit langer Zeit und ich zum ersten Mal ihre Heimatstadt Brandenburg an der Havel.
Was kann sie sehen, was ich nicht zu sehen vermag?
Da in Brandenburg an der Havel viel Schwerindustrie angesiedelt war, gab es während des Zweiten Weltkrieges zahlreiche Luftangriffe. Noch immer kann man die Folgen sehen.
In einigen Gassen scheint die Zeit still zu stehen. Renovierte Altbauten stehen neben leerstehenden Häusern.
Während ich die Tatsache bedaure, dass so schöne Altbauten verkommen, erzählt mir Gisela von einer Bücherei, die sich genau in diesem Haus befunden hat.
Wir laufen an einem leeren, mit Zäunen und Holzplatten abgesperrten Gelände vorbei. Was mir auffällt, sind zwei Pfosten, an denen Weinranken eingemeiselt sind.
Diese Pforte gehörte zu einem Weingroßhandel. Die beiden Pfosten sind das einzige, was den Luftangriff standgehalten hat. Offenbar sollen die Pfosten erhalten bleiben.
Dort wo früher die Synagoge Brandenburgs stand, hinter dem Haus ihres Onkels und neben der Grundschule, die heute Joliot- Curie- Schule heißt, ist jetzt ein Pausenhof.
Wo ich nur eine typische DDR Plattenbaute erkennen kann, weiß Gisela zu berichten, dass hier früher das Fürstenhaus gestanden hat. Ich habe ein Bild davon später in einem Bilderband der Stadt gefunden.
Die beiden Stufen vor dem Dom, die uns fast aufgehalten hätten ihn zu besichtigen, sind die Zeugen der Trümmer.